5. UNIX-Grundlagen
Dateisystem -
Ladbare Dateisysteme -
Unified Filesystem -
Steuerdateien -
"/etc/passwd" -
"/etc/group" -
"/etc/hostname", "/etc/host" -
"/etc/hosts" -
"/etc/host.conf" -
"/etc/resolv.conf" -
"/etc/netmasks", "/etc/networks" -
"/etc/fstab" -
"/etc/exports" -
Shell, Eingabeaufforderung
MiNT ist, wie sicherlich viele Leser wissen, ein UNIX-ähnliches Betriebssystem.
Was dies im einzelnen bedeutet und welche Besonderheiten zu beachten sind, wird
in diesem Kapitel dargelegt.
5.1. Dateisystem
Ein UNIX-Dateisystem hat gegenüber dem üblichen DOS(FAT)-Dateisystem einige
Besonderheiten. Zunächst wird generell statt des "\" der "/" verwendet,
d. h. ein Pfad, der unter DOS "hallo\dies\ist\ein\pfad" geschrieben wird
würde unter UNIX-Betriebssystemen "hallo/dies/ist/ein/pfad" geschrieben werden.
Sie werden diese UNIX-konforme Pfadnotation im täglichen Betrieb der MiNT'98-
Installation allerdings (fast) nirgends benötigen, da - wo immer möglich -
automatische Konvertierungen eingefügt wurden, und der MiNT-Systemkern selbst
ebenfalls in der Lage ist, die verschiedenen Pfad-Notationen auszuwerten.
5.1.1. Ladbare Dateisysteme
MiNT verfügt (wie MagiC auch) über die Möglichkeit, alternative
Dateisystemtreiber nachzuladen. Neben einem CDRom-Dateisystem und einem Cookie-
Dateisystem gibt es auch ein Minix-Dateisystem, das unter anderem lange
Dateinamen und vor allem Benutzerberechtigungen bereitstellt. Damit ist es
möglich, Zugriffsrechte auf Dateien oder Verzeichnisse von der Benutzerkennung
abhängig zu machen.
5.1.2. Unified Filesystem
Eine anderer wichtiger Unterschied zu den bekannten Dateisystemen ist das
sogenannte "Unified Filesystem", bei dem die übliche Partitionsnotation
aufgegeben wird, und alle Partitionen bzw. Dateisysteme unter einem virtuellen
Wurzellaufwerk als Ordner auftauchen. Bei MiNT ist dies das Laufwerk U:.
Üblicherweise wird der Laufwerksbuchstabe bei absoluten Pfaden ausgelassen, so
daß das Verzeichnis "/etc" und "u:/etc" identisch sind.
Ein typischer Dateisystembaum bei UNIX sieht etwa folgendermaßen aus:

MiNT ist in diesem Bereich ebenfalls dafür vorbereitet, Ihnen als Anwender das
Leben nicht unnötig schwer zu machen. Bei MiNT haben sie weiterhin ihre
gewohnte Partitionszuordnung, zusätzlich tauchen die Partitionen aber auch noch
unter beliebigem Namen unterhalb des Laufwerks U: auf (standardmäßig wird die
Partitionskennung als Ordnername verwendet).
Beachtenswert ist auch, daß die Partition nicht zwingend im Wurzelverzeichnis
von U: auftauchen muß ("gemounted" sein muß), sondern auch als Unterverzeichnis
in beliebiger Schachtelungstiefe vorhanden sein kann. Voraussetzung dafür ist,
daß die Mutterverzeichnisse auf einer MINIX-Partition liegen. So kann
z. B. das Verzeichnis "/usr/local" physikalisch eine eigene Partition sein.
Neben den Partitionen befinden sich noch diverse andere Verzeichnisse in
Laufwerk U:. Die wichtigsten sind:
- nfs: In diesem Verzeichnis werden die von anderen Rechnern importierten
Netzlaufwerke als Verzeichnisse angezeigt.
- usr, bin, tmp, var, home, etc: sind Verweise (Links) auf die entsprechenden
Verzeichnisse auf ihrer MiNT'98-Systempartition.
- proc: zeigt Name und Nummer der laufenden Prozesse (Programme) an.
5.2. Steuerdateien
Viele Einstellungen eines UNIX-Systems werden über die Dateien in "/etc"
vorgenommen, von denen die wichtigsten in den anschließenden Abschnitten kurz
vorgestellt werden. Wenn Sie die AdMiNTools verwenden, sollten sie diese
Dateien nicht manuell editieren.
5.2.1. "/etc/passwd"
Diese Datei enthält die Namen und die verschlüsselten Paßwörter aller Benutzer.
Dabei sollte darauf geachtet werden, daß die Benutzernamen ausschließlich aus
Kleinbuchstaben bestehen (ansonsten funktioniert die Zustellung von Mails
nicht) und keine Sonderzeichen enthalten (weil diese je nach Plattform
verschieden kodiert sind). Weiterhin enthält die Datei noch einen langen Namen
für den Benutzer (der von einigen Diensten angezeigt wird) sowie die Start-
Shell des jeweiligen Benutzers. Ein UNIX-System arbeitet intern aber nicht mit
Benutzernamen, sondern Nummern. Daher wird in dieser Datei jedem Benutzernamen
auch eine Nummer und eine Gruppe zugeordnet.
5.2.2. "/etc/group"
Diese Datei enthält Klartext-Namen für die Gruppennummern, die in /etc/passwd
verwendet werden. Weiterhin können hier Benutzer in weitere Gruppen eingetragen
werden, falls die Mitgliedschaft in mehr als einer Gruppe erwünscht ist.
5.2.3. "/etc/hostname", "/etc/host"
Diese Datei enthält den Namen des Rechners.
5.2.4. "/etc/hosts"
Da es recht schwierig ist, sich die IP-Adressen vieler Rechner zu merken, wurde
eine Möglichkeit geschaffen, jedem Rechner auch einen Namen zuzuordnen. Die
Informationen dazu kann entweder ein sogenannter DNS (Domain Nameserver) zur
Verfügung stellen oder aus dieser Datei entnommen werden. Bei kleineren Netzen
verzichtet man meist auf den DNS und trägt die Rechner in die Datei
"/etc/hosts" ein.
5.2.5. "/etc/host.conf"
Diese Datei enthält einige Einstellungen, mit denen sich das Verhalten des
Rechners beeinflussen läßt (z. B. Suche von Rechnernamen zuerst per DNS
oder "/etc/hosts").
5.2.6. "/etc/resolv.conf"
In dieser Datei befindet sich die Standard-Domain des Rechners, weiterhin
finden sich dort die Einträge des oder der DNS-Server, falls DNS verwendet wird.
5.2.7. "/etc/netmasks", "/etc/networks"
Hierin befinden sich Zuordnungen von Netzwerken und Netzmasken.
5.2.8. "/etc/fstab"
Enthält eine Liste bekannter Dateisysteme und deren Mount-Points (Einbindung in
das Unified Filesytem, s. o.). Diese Datei wird für die automatische
Dateisystemprüfung beim Systemstart benötigt.
5.2.9. "/etc/exports"
Enthält eine Liste von Verzeichnissen, auf die andere Rechner mit Hilfe des NFS-
Protokolls zugreifen dürfen (Atari/UNIX).
5.3. Shell, Eingabeaufforderung
Zusätzlich zur normalen grafischen Bedienung gibt es bei UNIX-Systemen auch die
Möglichkeit, kommandozeilenorientiert zu arbeiten. Dazu wird ein besonderes
Programm, der Befehlsinterpreter (Shell) benötigt. Bekannte Vertreter dieser
Shells sind C-Shell ("csh"), TC-Shell ("tcsh"), Bourne-Shell ("sh"), Bourne-
Again-Shell ("bash"). Bei der MiNT'98-Installation werden alle diese Shells
mitgeliefert (im Verzeichnis "/usr/bin"). Zusätzlich befinden sich die bash und
die tcsh noch im Verzeichnis "MULTITOS" auf Laufwerk C: als "TCSH.TOS" und
"BASH.TOS". Wenn sie eine dieser Shells starten, so erscheint nach kurzer Zeit
eine Eingabeaufforderung, an der sie Kommandozeilenorientiert arbeiten können.
Über Shells bei UNIX-Systemen und deren (überaus große) Möglichkeiten wurden
viele Fachbücher geschrieben, so daß auch an dieser Stelle wieder der
obligatorische Hinweis auf weiterführende Literatur folgt (Im Kapitel Tips und Tricks findet
sich ein Verzeichnis empfehlenswerter Bücher).
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